Lernmaterialien zu "Imkereipraxis"

Site: edulabs.org academy
Course: Beenies
Book: Lernmaterialien zu "Imkereipraxis"
Printed by: Guest user
Date: Thursday, 25 April 2024, 1:53 AM

Description

Buch zu Von der Blüte zum Honig

1. Imkereipraxis

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Imkerei_im_Alten_%C3%84gypten#/media/File:Beekeepingaegypt.jpg

Benutzungshinweis: Um zu den nächsten Kapiteln zu gelangen benutze entweder das Inhaltsverzeichnis auf der linken Seite oder die Navigationspfeile rechts oben!

Schon ‚die alten Ägypter' ~ 4000 v. Chr. haben die Bienen und ihren kostbaren Honig für sich entdeckt und begonnen, sie als Nutztiere zu halten. Heute steht die Biene an dritter Stelle der wichtigsten Nutztiere der Landwirtschaft. Bienen sind auf der einen Seite wichtige Nahrungsmittellieferanten (Honig, Pollen) und was noch viel wichtiger ist: Sie bestäuben bis zu 80% aller Pflanzen. Bienenstöcke werden daher vor allem in Obst- und Mandel-Plantagen als Bestäuber aufgestellt.
 

Quelle: Pixabay, User: NemoGrundsätzlich sind Bienen aber nicht vom Menschen abhängig, brauchen daher auch keinen Imker um zu funktionieren. Durch verschiedene von Menschen hervorgerufene Umwelteinflüsse im 20. Jahrhundert (siehe Kapitel Bienen und Landwirtschaft) hat ein Bienenvolk kaum noch Chancen, ohne menschliches Zutun länger als zwei Jahre zu überleben. Trotzdem gilt: je weniger Eingriffe in das Bienenvolk, desto besser für die Bienen.

Man kann die Aufgaben des Imkers über das Jahr gesehen grob in 5-6 Bereiche einteilen

  • Füttern: Juli - August
  • Varroa-Behandlung: April - Oktober
  • Bienenzucht: April - Juni
  • Schwarmverhinderung: April - Juni (v.a. im Mai)
  • Völkervermehrung: April - Juni
  • Ernte: Mai - Juli

2. Fütterung

Quelle: LFIDie Bienen müssen nur deshalb gefüttert werden, weil ihnen im Juli bei der Ernte der Honig weggenommen wird und die Vegetation nicht mehr sehr viel Futter (=Blütennektar und Honigtau) anbietet. Die Fütterung besteht aus ca. 15 kg Zuckersirup pro Bienenvolk, der entweder fertig vom Hersteller angeboten wird oder aus Kristallzucker und Wasser (2 Teile Zucker : 1 Teil Wasser) gemischt wird.

Quelle: Pixabay, User: NemoDie Fütterung sollte mit Ende August abgeschlossen sein, da dann ein für die Bienen sehr stressiger Lebensabschnitt beginnt: die Behandlung der Varroa-Milbe. (siehe Kapitel Krankheiten und Schädlinge) Unsere Honigbiene kann sich selbst nicht gegen diesen Schädlinge wehren, deshalb muss hier der Imker helfen. Es ist wichtig, dass im September möglichst alle Varroamilben in einem Volk mittels Ameisensäure-verdunsten bzw. Oxalsäure-verdampfen abgetötet werden, damit die Jungbienen, die im Oktober/November geboren werden, möglichst parasitenfrei bleiben. Diese „Winterbienen-Generation" muss bis Frühling überleben und sorgt im Februar-März für den ersten frischen Pollen für die neue „Sommerbienen-Generation", die nur eine Lebensdauer von ca. 30 Tagen haben.


3. Schwärmen

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Swarms_of_bees?uselang=de#/media/File:-_Bee_swarm_on_a_bicycle_%281-5%29_-.jpgWenn es im Mai warm wird, und das Bienenvolk auf ca. 40 - 50 000 Individuen (ca. 5-6000 Drohnen) angewachsen ist, kann es passieren, dass es in der Bienenkiste zu eng wird und sich die Bienenvölker teilen müssen. Die Königin fliegt dann mit rund 10 - 15 000 Arbeiterinnen (siehe Kapitel 9 Bienen in Zahlen) aus und überlässt ihren Stock der erstgeschlüpften Jungkönigin - das Volk schwärmt.

Quelle: Pixabay, User: NemoVon den ca. 20 neuen Jung-Königinnen, die von den Arbeiterinnen herangezogen werden, sticht oder beißt im Normalfall die Erstgeborene alle anderen tot. Durch das Schwärmen der Altkönigin und der Übernahme der Jungkönigin entstehen 2 Völker. Damit die Alt-Königin nicht zu schwerfällig ist zum Fliegen, hört sie einige Tage vor dem Ausfliegen mit dem Eierlegen auf. Ein Imker erkennt am Fehlen von frisch gelegten Eiern in den Waben, dass ein Volk in ‚Schwarmstimmung' ist. Durch den veränderten Pheromonhaushalt der Königin stellen sich die Flugbienen darauf ein, dass sie in den kommenden Tagen ausfliegen.

Wenn das Wetter passt, fliegt die Königin gemeinsam mit ca. 10 - 15000 Arbeiterinnen aus und sammelt sich als Schwarm auf einem erhöhten Punkt. Von dort aus fliegen einzelne ‚Spurbienen' aus und suchen nach einer  neuen Bleibe. Wenn ein geeigneter Platz gefunden ist, werden andere Spurbienen mittels ‚Schwänzeltanz' (siehe Kapitel Orientierung und Kommunikation) davon überzeugt, und schlussendlich setzt sich der gesamte Schwarm in Bewegung und fliegt zu seiner neuen Bleibe. (siehe Kapitel Superorganismus Honigbiene)

Wenn der Imker rechtzeitig einen Schwarm entdeckt, kann er ihn relativ einfach einfangen. Dazu muss er einen Korb oder Sack unter den Schwarm halten und den Ast kurz und kräftig schütteln, auf dem die Bienen sitzen.

Quelle: Pixabay, User: NemoWenn sie allerdings auf einem festen Untergrund sitzen, können sie mit einem weichen Besen in den Korb/Sack gekehrt werden. Das wichtigste dabei ist, dass die Königin dabei ist. Die eingesammelten Bienen werden (wenn es fremde Bienen sind) in eine gut belüftete ‚Schwarmkiste' geleert und für 2-3 Tage an einen kühlen, dunklen Ort gestellt (sogenannte ‚Dunkelhaft', damit sie etwaige Krankheitserreger ausscheiden können).

Wenn es eigene Bienen waren, leert man sie in eine neue Bienenkiste mit Wabenrähmchen.

Hilfreich ist wenn eine Wabe mit Larven von einem anderen Volk dazu gehängt wird, da diese jungen Larven den Pflegetrieb der Arbeiterinnen unterstützt und sie die Kiste als neue Bleibe besser annehmen. Unkontrolliertes Schwärmen will der Imker grundsätzlich verhindern. Das kann er durch Erweitern des Stockes („Aufstocken") bzw. rechtzeitiges ‚Schröpfen' der Völker. Aus den Bienen, die den einzelnen Völkern entnommen werden, kann man ein neues Volk bilden, welches noch eine Königin benötigt. Diese können die Bienen selbstständig aus einer Wabe mit frischen Eiern machen oder man setzt eine schon fertige Königin (sehr oft eine sogenannte ‚Reinzuchtkönigin' oder auch eine ‚Wirtschaftskönigin') dazu. Diese kann in ihrem neuen Volk sofort mit dem Eierlegen beginnen.

4. Königinnenzucht

Quelle: Pixabay, User: NemoQuelle: LFIIn der Zeit von Schwärmen ist auch die Königinnenzucht sehr ertragreich. Dabei werden vom Imker gezielt die Eier einer ‚guten Reinzuchtkönigin' aus der Brutwabe in ‚Weiselnäpfchen' aus Holz oder Kunststoff mit einem winzigen Löffelchen ‚umgesiedelt' (siehe Foto) damit sie von den Arbeiterinnen als zukünftige Königinnen erkannt und mit Gelee Royal gefüttert werden. Aus diesen Larven schlüpfen nach insgesamt 16 Tagen die jungen Königinnen. Diese jungen Königinnen werden dann sehr oft zu sogenannten ‚Belegstellen' gebracht, wo es vorwiegend oder ausschließlich zuchtreine Bienenmännchen (‚Drohnen') gibt, die die Königin während ihres „Hochzeitsfluges" begatten. Diese Belegstellen sind oft sehr abgeschiedene Bergtäle, wo nur ganz bestimmte Bienenvölker aufgestellt werden dürfen, damit die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass es nur Männchen derselben Bienenrasse wie die Königin gibt.

5. Honigernte

Quelle: LFIZwischen April und Juli kann vom Imker Honig geerntet werden. Dieser kann von einem einzigen Ort (Heimbienenstand) stammen, oder von mehreren, wenn der Imker mit seinen Bienen ‚wandert'. Der ‚Wander-Imker' zieht mit seinen Bienen den blühenden Pflanzen nach.

Quelle: Pixabay, User: NemoIm April stellt er die Bienen vor allem in Obstgärten auf, im Mai dort, wo "Akazien” blühen, im Juni dort, wo es viele Lindenbäume gibt und gegen Ende Juni in die Sonnenblumenfelder. 

Bei der Ernte werden die fertigen Honigwaben (mindestens zu 2/3 mit verdeckelten Honigzellen und ohne Brut) aus den oberen Zargen der Bienenstöcke herausgenommen, von Bienen befreit und an einem geeigneten (bienendichten) Ort bis zur Schleuderung aufbewahrt. Bevor der Honig aus den Waben mittels Honigschleuder gewonnen werden kann, müssen die verdeckelten Honigzellen mit einer ‚Entdeckelungsgabel' oder einer automatischen Entdeckelungsanlage geöffnet werden.

Bei der Ernte werden die fertigen Honigwaben (mindestens zu 2/3 mit verdeckelten Honigzellen und ohne Brut) aus den oberen Zargen der Bienenstöcke herausgenommen, von Bienen befreit und an einem geeigneten (bienendichten) Ort bis zur Schleuderung aufbewahrt. Bevor der Honig aus den Waben mittels Honigschleuder gewonnen werden kann, müssen die verdeckelten Honigzellen mit einer ‚Entdeckelungsgabel' oder einer automatischen Entdeckelungsanlage geöffnet werden.

Quelle: Pixabay, User: NemoDas dabei gewonnene weiße Bienenwachs (Cera alba) wird nicht weggeworfen sondern, von Honig gereinigt, geschmolzen und zu Honigwaben gepresst. Es wird den Bienen in Form einer ‚Mittelwand', die in die gedrahteten Holzrähmchen eingelötet wird als Hilfestellung angeboten. Das gelbe Bienenwachs (Cera flava), das aus den alten Brutwaben ausgeschmolzen wird, wird meist zu Kerzen gegossen oder gerollt. (siehe Kapitel Baumeister Bienen).

Der Honig, der bei der Schleuderung aus den Waben gewonnen wird, fließt durch ein Doppelsieb (Grob- und Feinsieb) und wird in großen Kunststoffkübeln oder Edelstahlbehältern gelagert.

Quelle: Pixabay, User: NemoNach dem Absetzen gelangen die Schwebstoffe im Honig an die Oberfläche und können mit einem Spatel abgenommen werden. Der saubere Honig kann nun in saubere Honiggläser abgefüllt, etikettiert und verkauft werden. Da es sich bei Honig um ein Lebensmittel handelt, müssen auf dem Etikett folgende Daten gut sichtbar angegeben sein: Produktname, Hersteller, Haltbarkeitsdatum (TT.MM.JJJJ) und Gewicht.

6. Propolisernte

Quelle: Pixabay, User: NemoQuelle: LFIEin weiteres Bienenprodukt ist Propolis und wird ab der Sommersonnenwende geerntet. Dazu wird auf die obersten Rähmchen ein Kunststoffgitter aufgelegt, welches die Bienen mit Propolis verkitten. Dieses wird in regelmäßigen Abständen durch ein neues ersetzt. Propolis bricht sehr leicht, wenn es kalt ist, deshalb werden die von den Bienen verkitteten Gitter im Tiefkühlfach abgekühlt und dann über einen Metallstab geschert. Dadurch bricht die kalte Propolis ganz leicht vom Gitter herunter und kann so gesammelt werden. Damit es sich besser in Alkohol auflöst, wird es ganz fein gemahlen.

7. Pollenernte

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Propolis?uselang=de#/media/File:Propolis_in_beehives.jpgPollen kann auf zwei verschiedene Arten geerntet werden. Eine Methode ist, den Bienen die ‚Pollenhöschen auszuziehen'.

Das wird mit einem doppelten Gitter gemacht, durch welches die Bienen auf dem Weg zur Wabe durch müssen und dabei streifen sie die Höschen ab.
Zu viel Pollen darf man den Bienen aber nicht wegnehmen, da Pollen sehr eiweißreich ist und als Larvenfutter dient. Würde der Imker seinen Bienen zu viel Pollen wegnehmen, müssten die Jungen hungern.

Quelle: Pixabay, User: NemoDie zweite Methode, Pollen zu ernten, ist es den fertig fermentierten und gestampften Pollen (‚Perga') einzeln aus den Waben herauszulöffeln. Das ist zwar sehr mühsam, aber es lohnt sich, da dieser auch noch mit wertvollen Bienenenzymen vermischt ist. (siehe Kapitel Von der Blüte zum Honig)

8. Imkerei in Österreich

ImkerIn kann jeder werden, der Lust dazu hat, es ist in Österreich nicht zwingend notwendig eine Ausbildung zu machen, aber es ist hilfreich um erfolgreich Bienen halten zu können.

Quelle: Pixabay, User: NemoEs gibt in fast jedem Bundesland mehrere Male im Jahr Anfängerkurse und auch Kurse für Fortgeschrittene. Die Imkerei ist ein Teil der Land- und Forstwirtschaft und kann sowohl als Hobby als auch professionell (Erwerbsimkerei) betrieben werden. Dazu werden auch Ausbildungen zum Imker-Facharbeiter und Imker-Meister angeboten. Die Imkerei ist in Österreich über Verbände und Vereine organisiert, was es Anfängern leichter macht, zu beginnen. Erfahrene ImkerInnen übernehmen Patenschaften für JungimkerInnen und helfen bei allen Fragen und Unsicherheiten, die zu Beginn auftauchen. Teure Geräte, die man nur einmal im Jahr benötigt, werden vom Verein gekauft und können ausgeliehen werden. Auch der Austausch zwischen erfahrenen ImkerInnen ist wichtig.