Buch: Biologische Produktionsweise
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Date: | Wednesday, 24 April 2024, 2:53 AM |
Description
Biologische Produktionsweise
1. Was ist Bio-Landwirtschaft
Unter allen Landbewirtschaftungsformen gilt die biologische Landwirtschaft als die umweltschonendste. Bio ist aber mehr als nur der Verzicht auf Chemie.
Ganzheitlich vernetztes Denken und ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf mit einer vielfältigen Struktur sind die Grundlagen und eine Voraussetzung für eine erfolgreiche biologische Landwirtschaft. Die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser werden dabei geschont und künftigen Generationen weitergegeben.
Folgende Prinzipien werden bei der biologischen Landwirtschaft berücksichtigt:
- Möglichst geringer Einsatz von Fremdenergie: So verzichtet biologischer Landbau beispielsweise auf den Einsatz von Kunstdünger, dessen Erzeugung sehr energieintensiv ist.
- Nützen von natürlichen Selbstregulierungs-Mechanismen: Durch vielfältige Fruchtfolge, Einsatz von Nützlingen, schonende Bodenbearbeitung und Homöopathie bei Tieren wird für ein ökologisches Gleichgewicht auf den Feldern und für die Tiergesundheit gesorgt.
- Ernährung des Bodens und nicht der Pflanze: Durch sorgfältige Bearbeitung des Bodens, Ausbringung von Kompost und gut aufbereitetem Wirtschaftsdünger werden Bodennährstoffe aktiviert.
- Möglichst geschlossene Kreisläufe: Was am Hof anfällt, wird wieder verwendet, wie Kompost oder Wirtschaftsdünger (Mist, Jauche, Gülle); es werden möglichst keine Betriebsmittel zugekauft.
- Artgerechte Haltung der Tiere: Es werden besonders tierfreundliche Haltungssysteme verwendet (keine andauernde Anbindehaltung, Auslauf oder Weidegang muss möglich sein). Das Futter muss aus biologischer Landwirtschaft stammen.
- Umweltschonung: Durch Berücksichtigung all dieser Prinzipien kann die biologische Landwirtschaft eine weitgehende Umweltschonung und Erhöhung der Biodiversität garantieren.
Bio-Landwirtschaft bedeutet:
- Hohe Lebensmittelqualität mit guten Erträgen
- Schaffung lebenswerter Lebensräume
- Klimaschutz durch Verringern von Treibhausgasen
- Aufbau gesunder Böden
- Schutz des Trinkwassers
- Förderung der Biodiversität (Artenvielfalt)
- Artgerechte Tierhaltung
- Gentechnik-freie Lebensmittelproduktion
- Gesunde Lebensmittel von gesunden Tieren und Pflanzen
- Hohe Lebensmittelsicherheit durch Bio-Kontrollsystem
Biologische Nahrungsmittel werden möglichst umweltschonend angebaut. Die Vermeidung von Chemie wirkt sich nicht nur auf Boden, Luft und Wasser, sondern auch auf unsere Gesundheit positiv aus. Als „biologisch“ dürfen innerhalb der EU nur Nahrungsmittel bezeichnet werden, die streng kontrolliert werden.
2. Was darf ein Bio-Bauer?
Um dem ganzheitlichen Ansatz der biologischen Landwirtschaft gerecht zu werden, muss sich ein Biobauer mehr als seine konventionell wirtschaftenden Kollegen mit den Abläufen auf seinem Betrieb auseinandersetzen. Er muss sehr schonend mit natürlichen Ressourcen umgehen. Was er im Einzelnen darf und was nicht, ist in EU-Verordnungen genau geregelt.
Natürliche Schädlingsbekämpfung
Schädlinge werden nicht mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft, sondern durch Förderung des ökologischen Gleichgewichts in Schach gehalten. Die Fruchtfolge spielt hier auch eine wichtige Rolle. Falls unbedingt erforderlich werden natürliche Pflanzenschutzmittel eingesetzt wie Gesteinsmehl, Öle, Schwefel und Kupfer. Es gibt auch natürliche Bakterienpräparate (z.B. Bacillus thurigiensis), die Biobauern auf ihren Feldern ausbringen können.
Zur Fütterung
Tiere dürfen nur mit Biofutter, das vorzugsweise vom eigenen Betrieb stammt, gefüttert werden. Erlaubt ist die Beimischung von „Umstellungsfuttermitteln“ (=Futter von Flächen, die gerade auf Bio umgestellt werden). Durchschnittlich dürfen bis zu maximal 30 % der Futterration aus Umstellungsfuttermitteln bestehen. Stammen die Umstellungsfuttermittel aus dem eigenen Betrieb, so kann dieser Prozentanteil auf 100 % erhöht werden.
Gentechnik – keinesfalls bei Bioprodukten
Ein Lebensmittel darf nur dann mit BIO gekennzeichnet werden, wenn das Erzeugnis ohne Verwendung von genetisch veränderten Organismen (GVO) oder von auf deren Grundlage produzierten Erzeugnissen hergestellt worden ist. Das bedeutet auch, dass sogar die Nutztiere kein Futter aus GVO (zB aus gentechnisch verändertem Soja) erhalten dürfen und dass die Verarbeitungshilfsstoffe (zB Labferment in Käsereien) nicht von GVO stammen dürfen.
3. Sind Zusatzstoffe in Biolebensmitteln erlaubt?
Ein Bioprodukt muss grundsätzlich zu 100 % aus biologischer Landwirtschaft stammen. Da aber nicht alle Rohstoffe in Bio-Qualität lieferbar sind, dürfen bis zu 5 % der Zutaten aus konventionellem Anbau verwendet werden.
Das heißt: Kommt ein Produkt unter der Bezeichnung „aus biologischer Landwirtschaft“ in Verkehr, so müssen mindestens 95 % aller landwirtschaftlichen Zutaten aus biologischer Landwirtschaft stammen. Geschmacksverstärker oder synthetische Farbstoffe dürfen nicht verwendet werden.
Biologische Lebensmittel stehen für Qualität, umweltschonende Produktion und Gentechnikfreiheit. Die biologische Landwirtschaft unterliegt strengen gesetzlichen Auflagen. Der Einsatz von Pestiziden ist streng verboten. Der Biolandbau verzichtet konsequent auf den Einsatz von energieaufwendigen, synthetischen Mineraldüngern und setzt stattdessen auf organische Dünger wie Kompost oder Tiermist. Die Biolandwirtschaft in Österreich erspart der Umwelt jährlich 200.000 Tonnen an synthetischen Düngemitteln. Alleine dadurch werden beträchtliche Mengen an fossilen Energieträgern, also CO2-Verursachern, vermieden. Grundsätzlich verursacht die Landwirtschaft nicht nur CO2-Emissionen, sondern sie bindet auch CO2 in Boden und Pflanzen. So besteht Humus zu etwa 60 % aus Kohlenstoff. Durch gezielten Humusaufbau kann der Kohlenstoff im Boden gespeichert und so der Atmosphäre entzogen werden. Besonders im Biolandbau werden dafür spezielle Methoden angewendet, wie Anbau von Klee und anderen Leguminosen, Gründüngung, Bepflanzung der Felder im Winter, Düngung mit Stallmist und pfluglose Bodenbearbeitung. Weltweit könnten so 400 bis 800 Millionen Tonnen CO2 durch biologisch bewirtschaftete Böden aufgenommen werden.
4. Wie erkenne ich Bio Lebensmittel?
Ab 1. Juli 2010 ist das neue EU-Bio-Logo für alle verpackten Bioprodukte aus EU-Mitgliedstaaten verbindlich vorgeschrieben.
EU-Bio-Logo
Alle Bio-Produkte, wie zum Beispiel Bio-Marmelade, Bio-Dinkel oder Bio-Brot müssen ab dem 1. Juli 2010 mit dem neuen EU-Bio-Logo gekennzeichnet sein.
Im gleichen Sichtfeld wie das EU-Bio-Logo muss sich der Kontrollstellencode
z.B. „AT-BIO-XXX“
und die Herkunftsbezeichnung befinden.
Bei der Kennzeichnung der Herkunft gibt es folgende Möglichkeiten:
- „EU-Landwirtschaft“
- „Nicht-EU-Landwirtschaft“
- „EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft“
- „Österreichische Landwirtschaft“
Diese Bezeichnung ist analog auch für andere Länder möglich.
Markenzeichen in Österreich
Das AMA Bio-Zeichen (rot) und das BIO AUSTRIA Logo.
5. Qualität biologischer Lebensmittel
Um einen Menschen nur oberflächlich zu beschreiben, genügt es, sich auf äußere Merkmale zu beschränken. Größe, Gewicht, Augen- oder Haarfarbe zeichnen aber nur ein unzureichendes Bild. Die wirkliche Einzigartigkeit einer Person wird durch „innere Werte“ und besondere Charaktereigenschaften bestimmt.
Auch bei Lebensmitteln ist es zu wenig, wenn nur äußere Merkmale berücksichtigt werden. Es kommt auf die „inneren Werte“ an: Dadurch unterscheiden sich Bio-Lebensmittel von konventionellen Produkten, darin liegt ihre Einzigartigkeit:
Bio-Produkte sind qualitativ hochwertige Produkte und optisch einwandfrei, also schön anzuschauen.
Bio-Produkte berücksichtigen aber auch die Umwelt, soziale Bereiche und Gesundheit für Mensch und Tier.
6. Warum sind Bio Lebensmittel teurer?
- höherer Flächenbedarf
- höherer Arbeitskräftebedarf
- höherer Aufwand in Produktion und Verarbeitung
- geringere Erträge
Auf den ersten Blick erscheinen Bio-Lebensmittel zwar teurer, doch bei genauerer Betrachtung wird klar:
Durch Minimierung von Umweltschäden, reduziert der Biolandbau Kosten, die sonst von der Allgemeinheit getragen werden müssten!
z.B. Grundwassersanierung
Das Grundwasser kann durch unsachgemäßen Einsatz von chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel verunreinigt werden. Damit die Trinkwasserqualität erhalten bleibt, wird verunreinigtes Wasser von gesundheitsgefährdeten Stoffen befreit. Der Preis für Trinkwasser kann sich dadurch erhöhen.
7. Integrierte Produktion
Neben der biologischen und herkömmlichen (konventionellen) Produktion gibt es noch eine Zwischenstufe: die integrierte Produktion. Sie ist vor allem beim Anbau von Obst und Gemüse verbreitet.
Der Bauer und die Bäuerin versuchen dabei nach den Prinzipien der biologischen Landwirtschaft zu arbeiten. Sie fördern die natürliche Fruchtbarkeit im Boden durch organische Dünger, sie fördern mögliche natürliche Gegenspieler von Krankheitserregern und Schädlingen – genauso wie Biobauern.
Ein Einsatz von chemischen Wirkstoffen erfolgt nur dann, wenn eine Schadschwelle am Obst oder am Gemüse überschritten wird. Also nur bei einem akuten Krankheits- oder Schädlingsbefall.
8. Linksammlung, Broschüren, Videos
Links
- Die Biobauern Österreichs, www.bio-austria.at
- Der ökologische Fußabdruck, www.footprint.at
- Unterlagen für Lehrer aus Deutschland, www.oekolandbau.de
- Bildungsprojekt "Bionet", www.bio-net.at
- Biobetriebe suchen und finden: www.biomaps.at
- Alles rund um Bio www.bioinfo.at/
Broschüren
- Wir schauen aufs Ganze! Ein Portrait der Biobäuerinnen und Biobauern in Österreich.
- Faktensammlung zur Qualität biologisch erzeugter Lebensmittel: IST BIO WIRKLICH BESSER ?
- Bio-Landbau = Klimaschutz: Biologische Produktionsweise spart jährlich 240.000 Tonnen CO2!
- BIO wurzelt in gesundem Boden. Der Boden - worauf wir stehen.
- Gentechnik und Biolandwirtschaft. Bio-Landwirte produzieren zu 100% gentechnikfrei.
- Obst & Gemüse: Saisonkalender die Umweltberatung NÖ http://www.lk-konsument.at/?+Gemuese+&id=2500,,1007336,2138
Videos
Bio-The next Generation